Im Mittelalter gab es an den europäischen Fürstenhöfen die Institution des Hofnarren.
Ein Hofnarr hatte die Aufgabe und das Privileg, ungestraft Kritik an den bestehenden Verhältnissen zu üben und den Herrscher auf Missstände und auf seine Unvollkommenheit und Sterblichkeit hinzuweisen. Hofnarren argumentierten aus einem Raum der Narrenfreiheit. Aus diesem Raum heraus war der Hofnarr der Einzige, der ungestraft die Wahrheit, Unbequemes und Verpöntes sagen und Spott treiben durfte. Diese besondere Stellung und keine Bindung an gesellschaftliche Normen eröffneten ihm einen grossen Handlungsfreiraum. Es galt die Maxime: Je verrückter der Narr, desto weiser und erfolgreicher der Herrscher. Das Hofnarrentum war eine ideengeschichtlich klar begründete soziale Institution zulässiger, ja notwendiger Kritik, wollte ein Herrscher für längere Zeit am Ball bleiben.