Am 7. November fragte Tina
Lieber Hofnarr,
Kannst Du mir sagen, wie eine Beziehung gelingen kann?
Worauf muss ich achten?
Wie kann ich erkennen, was zu mir gehört und was ich bei meinem Partner lassen muss?
Vielen Dank für Deine Antwort.
Hier die Antwort des Hofnarren:
Liebe Tina
Zur Beantwortung Deiner Frage, habe ich diese an eine Fachfrau weitergeleitet. Hier ihre Antwort:
Viele Jahre habe ich mich immer wieder gefragt, was mit unseren Beziehungen nicht stimmt. Folgende Antworten habe ich gefunden:
Geben und Nehmen müssen immer ausgeglichen sein.
Ich sage manchmal zum Hofnarren: Die Emanzipation hat den Frauen gebracht, dass sie jetzt den Haushalt machen, zu den Kindern schauen und das Geld verdienen!
Dies führt zu einem grossen Ungleichgewicht in unseren Beziehungen. Die Frauen werden über kurz oder lang wütend auf ihre Männer, und die Männer halten dieses Ungleichgewicht nicht mehr aus und werden ebenfalls immer unzufriedener. Daher müssen wir lernen, darauf zu achten, dass Geben und Nehmen ausgeglichen sind. Wenn ein erwachsener Mensch nichts zu geben hat, gehört er in psychologische Behandlung. Dann wird das Ungleichgewicht durch den Geldfluss vom Patienten zur Fachperson ausgeglichen. In einer Partnerschaft ist es sinnvoll darauf zu achten, dass keiner in die Rolle des Psychologen kommt.
Wir dürfen nicht erwarten, wenn wir den Partner mit Freundlichkeiten überschütten, dass er uns diese später einmal zurückgibt. Wenn ein Mensch so bedürftig ist, dass er nur nehmen kann, dann wird er es auch später nicht zurückgeben können.
Achte darauf, was und ob Dir Dein Partner etwas geben kann, dann gibst Du ihm im gleichen Masse zurück. Es darf auch etwas mehr sein - aber achte darauf, ob auch er Dir manchmal etwas mehr zurückgibt. Wenn Ihr diese Regel beachtet, wird Eure Beziehung reich...
In unserer Welt haben die meisten Menschen eine "unterbrochene Hinbewegung" (Bert Hellinger). Sie haben in ihrer Kindheit erfahren, dass sie ihrer Mutter oder dem Vater nicht trauen dürfen. Daher haben sie sich gesagt: Ich werde mein Herz nie mehr öffnen, niemandem mehr trauen! Es genügt, wenn ein Kind in den ersten drei Jahren erfährt, dass seine Muter sein Schreien ignoriert oder wenn sie es ein paar Tage in fremde Hände gibt. Ein Spitalaufenthalt oder die Geburt eines Geschwisterchen genügen.
Aus einer solchen Erfahrung heraus trifft das Kind die Entscheidung: "Ich werde keinem Menschen mehr vertrauen!" oder: "Ich werde nie wahrgenommen!" So entsteht ein Programm, welches ein Leben lang wirkt. Oft sogar über dieses Leben hinaus. Das heisst, viele Kinder bringen dieses Programm bereits in dieses Leben mit, und es wird dann in der Kindheit nochmals bestätigt und verstärkt.
Diese Programme sind immer schneller, als das, was wir wollen. Es ist so wie bei einem Computer. Er macht manchmal Dinge, die wir nicht wollen. Zum Beispiel schreiben wir: als 1. möchte ich... und als 2. werden wir...
Der Computer macht aber folgendes: als
1. möchte ich... und als
2. werden wir...
Du wolltest aber nicht, dass der Computer einrückt. Du wolltest diesen Satz zusammenhängend schreiben. Auch wenn Du vorher weisst, dass er einrücken wird, kannst Du nichts dagegen tun, denn Du weisst nicht, wie und wo Du das Programm löschen kannst. Du brauchst einen Fachmann, der genau weiss, wo und welches Programm er ändern muss.
Wir haben unendlich viele solche Programme in uns, zum Beispiel:
Männer sind so ... Männer tun immer...
Frauen müssen immer....
All diese Programme stehen einer guten Beziehung im Weg.
Ich kenne wenig Therapeuten, die diese Programme gezielt löschen. Den meisten genügt es, zu sagen: "Das ist Dein Programm, und das musst Du ändern..."
Nach meiner Erfahrung genügt dies aber nicht, im Gegenteil, es saniert die Programme noch. Dann sagen wir: "Ja, das ist halt so, weil ich das in der Kindheit so gelernt habe, darum mache ich das immer noch so..."
Mit solchen Sätzen stützen wir das Programm nochmals.
Wenn sich dann zwei Menschen begegnen, die beide solche unbewussten Programme mit sich bringen, ist das Chaos vorprogrammiert.
Wenn Du ansprichst: "Was gehört zu mir, und was gehört zum Anderen?", da gibt es auch einiges dazu zu sagen: Die Kirche hat die letzten 2000 Jahre so ziemlich alles durcheinander gebracht, was man durcheinander bringen kann. Die ganze "Vergebungs-Geschichte" ist von Grund auf verkehrt, sie zerstört viele Beziehungen. Auch die so genannte bedingungslose Liebe ist völlig falsch verstanden und ausgelegt worden. Dies habe ich lange nicht glauben wollen, aber die Aufstellungsarbeit zeigt immer wieder, dass Vergebung nicht funktioniert. Sie stärkt den Täter. Wenn Du ihm vergiebst sagt er sich: "Da kann ich ja so weiter machen..."
Ich kann dazu nur sagen: Das Böse gehört zum Bösen, das müssen wir nicht erdulden, nicht verstehen und nicht vergeben. Wenn wir verstehen und vergeben, ist das falsch verstandene, bedingungslose Liebe. Richtig verstandene Liebe mutet dem Andern zu, dass er die Kraft hat, die Verantwortung für sein Tun und Lassen zu übernehmen. Wir müssen lernen, in die Kraft des Andern zu vertrauen und die Verantwortung dort zu lassen, wo sie hingehört.
Unter Erwachsenen Menschen gibt es keine Schuld. Das ist ein Begriff, den man besser aus seinem Wortschatz streicht. Aber es gibt Verantwortung und es gibt auch die Verantwortung dafür, dass wir das Böse erdulden bzw. zulassen.
Das ist die Verantwortung des Opfers, diese Verantwortung muss das Opfer tragen. Es gibt auch die Verantwortung des Täters, der zu seinen Lügen und seinen Übergriffen stehen, sie verantworten und tragen muss.
Zwischen einem Erwachsenen und einem Kind gibt es Schuld. Der/die Schuldige ist immer der Erwachsene, er hat die Macht. Bei Übergriffen (sexuellen Übergriffen oder Schlägen) kann das Kind sagen: Ich lasse die Schuld und die Folgen bei Dir. Kinder sind unschuldig.
Niemand erklärt uns in unserer "zivilisierten" Welt , wie Beziehungen funktionieren. Wir lernen nichts oder nur Halbwahrheiten in unseren Schulen und Universitäten. Vor allem geben wir all diese negativen Programme an unsere Kinder weiter.
Schritt für Schritt können wir unsere alten Programme erkennen und erlösen, aber wie beim Comptuter brauchen wir die Unterstützung einer Fachfrau oder eines Fachmannes.
ALLES LIEBE
Falls Du also weitere Unterstützung brauchst, nimm doch mit der Fachfrau Kontakt auf.
Herzlich, Hofnarr
Von Tina habe ich folgende Antwort erhalten (Auszüge):
Vielen Dank für die prompte und ausführliche Antwort. Es berührt mich, ich fühle mich verstanden und werde meinen Weg mit diesen Inputs weitergehen und bewusst damit weiter arbeiten.