5.1.16/Andreas/Sinn des Lebens

Am 5. Januar 2016 fragte Andreas:
Lieber Hofnarr
Was ist der Sinn des Lebens?
Herzlich, Andreas

Hier die Antwort des Hofnarren:

Lieber Andreas

Bei meiner Recherche zu diesem Thema ist mir aufgefallen, dass sich fast nur Männer zu diesem Thema äussern, von der Antike bis zur Moderne. Zudem ist mir aufgefallen, dass der Mainstream der monotheistischen Religionen eine völlig andere Auffassung vertritt, als zum Beispiel östliche Religionen. In unserem Kulturkreis wird versucht, die Frage mit einer streng logischen Argumentation zu beantworten, Herzenstöne finden sich vereinzelt in östlichen Religionen. Dabei lässt sich diese Frage nur beantworten, wenn sich Logik und Herzenskraft vereinen.
Unsere Philosophie und Religion geht davon aus, dass unser Leben einmalig ist. In einem ausnahmslos zyklischen Universum soll unser Leben die einzige lineare Ausnahme sein? Eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens ist für mich sinnlos, wenn wir das Konzept vertreten: Nichts, Geburt, Leben, Tod, Nichts.
Andere Religionen, vorwiegend östliche, vertreten die Ansicht, dass wir eine unsterbliche Seele mit einem sterblichen Körper sind. Wir machen in unserem Körper bestimmte Erfahrungen, die unsere Seele bewusst gewählt hat. All diese Religionen lehren die sog. Reinkarnation. Der Begriff <Reinkarnation> kommt aus dem Lateinischen und heisst wörtlich übersetzt: <Erneute Verfleischlichung>. Ein anderes Wort für Reinkarnation ist Seelenwanderung. Gemeint ist mit der Reinkarnation die Tatsache, dass unsere Seele nach unserem Tod und der darauf folgenden Läuterung in einer andern Dimension bewusst neue Aufgaben und damit unsere Eltern wählt. In einem neuen Körper macht unsere Seele dann die gewählten Erfahrungen auf der Erde.
Verantwortung steht im Zentrum der Reinkarnationslehre. Wir legen in diesem Leben die Fundamente für unsere zukünftigen Leben. In diesem Leben erleben wir das, wofür wir in vergangenen Leben die Fundamente gelegt haben. Die Reinkarnationslehre fragt immer nach der persönlichen Verantwortung. Damit löst sich die Schuldfrage auf. Zur Reinkarnation: www.youtube.com/watch?v=71Ap0gy_RMo
"Wer heute einen Gedanken sät, erntet morgen die Tat, übermorgen die Gewohnheit, danach den Charakter und letztendlich sein Schicksal. Drum muss er bedenken, was er heute sät, und muss wissen, dass ihm sein Schicksal einmal in die Hand gegeben ist: heute."
Gottfried Keller, 1819-1890, Schweizer Dichter und Romanautor.

Auch die ursprüngliche Lehre Jesu hat die Reinkarnation eingeschlossen. Vgl dazu www.puramaryam.de/reinkjesus.html. Von einer Seelenwanderung auszugehen, war in jener Zeit völlig normal.
Im Konzil von Nicäa (325 n. Chr.) wurden aus vielen Evangelien diejenigen ausgewählt, die den Mächtigen dienten. Diese ausgewählten Evangelien wurden dann zum heute noch gültigen Kanon zusammengefasst. Korrektoren wurden beauftragt, alle Hinweise auf die Reinkarnation zu löschen oder die entsprechenden Passagen umzuschreiben. Kaiser Konstantin, der Schirmherr des Konzils, brauchte Soldaten. Männer, die von einer Reinkarnation ausgingen, waren - und sind es auch heute noch - dafür schlecht geeignet, da sie sich die Frage nach der Verantwortung stellen.
Die Katholische Kirche war Konstantin für diese Manipulation später dankbar, denn nur so liess sich der Sitzplatz neben dem lieben Gott im Ablasshandel für viel Geld oder ganze Ländereien verkaufen. Doch die Korrektoren von Nicäa haben zu wenig gründlich korrigiert. Auch in der heutigen Bibel gibt es noch Hinweise auf die Reinkarnation: Johannes 1, 19-23 oder 9, 1-3.
Das Fehlen der Reinkarnation im Kanon der monotheistischen Religionen ist umso erstaunlicher, als alle asiatischen Religionen, die naturverbundenen indianischen Völker Nord- und Südamerikas, die Ureinwohner Australiens und Neuseelands, die alten Kelten und Germanen, aber auch die meisten bedeutenden Denker Europas, von Pythagoras, Heraklit, Plato, Origines und Paracelsus bis zu Kant, Lessing, Goethe, Schiller, Fichte, Schopenhauer, Heine, Wilhelm Busch, Nietzsche, Werfel, Rudolf Steiner, C.G.Jung, Rilke, Gottfried Keller oder Hermann Hesse die Reinkarnation bejahen. Sie gehen davon aus, dass der Sinn des Lebens in der geistigen Entwicklung des Menschen über verschiedene körperliche Erfahrungen liegt. Wir sind unsterbliche Seelenwesen, die in immer neuer körperlicher Hülle eine oder mehrere Erfahrungen machen. Zweck der wiederholten Erdenleben ist das bewusste Erlernen uneingeschränkter Liebe und die Verbundenheit mit der ganzen Schöpfung. Auf der Seelenebene haben wir uns bewusst entschieden, welche Erfahrungen wir mit dem Körper machen wollen. Ob wir uns an diese bewusste Entscheidung erinnern, ist unerheblich. Da wir mit einem freien Willen ausgestattet
sind, haben wir uns immer wieder neu zu entscheiden, welchen Kräften wir in diesem Erdenleben dienen wollen: den lichten oder den dunklen Kräften. Diese Entscheidung ist unsere Verantwortung.
Lernen wir die von unserer Seele gewählte "Lektion" nicht, kommen wir wieder und versuchen es erneut. Wenn wir uns entscheiden, den dunklen Kräften zu dienen, machen wir die entsprechenden Erfahrungen. Es geht nur um das Machen von Erfahrungen. Eine Wertung findet nicht statt. Wir sind in jedem Fall vom Schöpfer geliebt. Das ist gemeint mit <Bedingungsloser Liebe>. Wir kommen so lange wieder, bis wir alle notwendigen Erfahrungen gemacht haben und zur höchsten Reife aufsteigen. Zeit in unserem Sinne spielt für unseren Reifungsprozess keine Rolle.

Die herrschende Elite will , dass wir in der Materie verhaftet bleiben. Die Mächte im Hintergrund wollen es nicht zulassen, dass wir unsere geistige Herkunft und unser geistiges Sein erkennen. Daher ist es zwar populär, unsere Welt als eine nur materielle zu begreifen, aber diese Ansicht ist eine Illusion, denn Materie ist gefrorener Geist. Es ist auch von den Mächtigen gewollt, über Jahrhunderte eingeübt und bequem, immer wieder die Schuldigen zu suchen, zu benennen und auszugrenzen (Prinzip: Teile und Herrsche).

Ziel unseres Erdenlebens ist die geistige Reifung. Dazu brauchen wir die Reibung an der Materie. Geistige Reifung heisst, dass jede Seele ihre spezifisch inneren Fähigkeiten entwickelt und entfaltet. Der Mensch wird das, was er ist, indem er seine innere Wahrheit lebt. Für diesen Prozess hat jede Seele alle Zeit der Welt. So wie eine Katze immer Katze ist, nie Elephant und ein Löwenzahn immer Löwenzahn, nie Rose, so lernen wir Schritt für Schritt, das zu leben, was wir sind. Indem wir unsere innere Wahrheit leben, stossen wir auch zum inneren Christuslicht durch. Mit dem inneren Christuslicht ist die Tatsache gemeint, dass wir Menschen Mitschöpfer sind. Dieser Verantwortung haben wir uns zu stellen. Schon Christus sagte in Johannes 14: "Folget mir nach und ihr werdet grössere Werke tun als ich" (Übersetzung von Dionysius von Luxemburg). Und Rudolf Steiner sagte: Der Gott, der im Menschen wohnt, spricht, wenn die Seele sich als ich erkennt". Mit <ich> meint Steiner dieses Christusbewusstsein.

Herzlich

Hofnarr und Beraterin