Historisch gesehen finden wir die ersten Spuren des Hofnarren im Mittelalter des 10. Jahrhunderts. Hofnarren haben die ständischen Sänger, Poeten und Spielleute abgelöst. Heimat der Hofnarrenidee dürfte Frankreich gewesen sein. Von da griff das Phänomen um sich, Fürsten, die etwas von sich hielten, hielten sich einen Narren. Nach dem 18. Jahrhundert verlieren sich die Spuren des Hofnarren.

Hofnarren wichen oft durch körperliche oder geistige Defekte von der gerade gängigen Norm ab. Äusserlich trug der Hofnarr oft eine auffällige Tracht (Wams und Beinkleider in Mi-parti, Narrenkappe mit Schellen, Eselsohren oder Hahnenkamm, Narrenzepter mit Puppenkopf.)

Hofnarren finden sich an beinahe allen europäischen Fürstenhöfen des Mittelalters. Ursprünglich war der Hofnarr ein Possenreisser, ein geistreicher, manchmal derber Spassmacher, der mit witzigen und schlagfertigen Einlagen den Hof unterhielt.

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Die Narren an Fürstenhöfen haben sich schnell weiterentwickelt zu <lustigen Räten>, geistreichen Männern, die unter dem Vorrecht freier Rede die Gebrechen ihrer Zeit geisseln konnten. Schlagfertigkeit, Ideenreichtum und Witz waren herausragende Eigenschaften dieser <weisen Narren>.

Oft war der Hofnarr klüger als der Herrscher und der ganze Hofstaat, was ein weiser Herrscher zwar nicht aussprach, aber in seine Entscheidungen einfliessen liess. Aus diesem sehr persönlichen Beraterverhältnis, war der Hofnarr oft eine wichtige Person am Hof und konnte als Vertrauter des Herrschers zu beträchtlichem Einfluss kommen.

Es war die Aufgabe des Hofnarren, dem Herrscher nicht nach dem Mund zu sprechen, sondern ehrlich seine persönliche Meinung zu äussern. Der Hofnarr konnte für seine Taten und Äusserungen nicht verantwortlich gemacht werden. So konnte er Dinge aussprechen, die für andere Mitglieder der Hofgesellschaft Kerker oder den Galgen bedeutet hätten. Trotz einschnürender Etikett bei Hof, heute würden wir von <political correctness> sprechen, durfte er den Herrscher duzen, ihm ins Wort fallen und sogar sein Handeln kritisieren. Diese Dimension des Hofnarrentums wäre gerade in der heutigen Zeit von grosser Wichtigkeit.

Wie wichtig die Figur des Narren war, zeigt sich in unserer Sprache:
Wir räumen jemandem Narrenfreiheit ein, wir halten jemanden zum Narren, wir haben an jemandem den Narren gefressen, wir führen jemanden am Narrenseil oder im Ausspruch des Volksmundes: <Narrenhände beschmieren Tisch und Wände>.

Weise Herrscher wussten, dass es eminent wichtig war, in seinem nächsten Umfeld jemanden zu haben, der ungeschminkt die Wahrheit sagte, weil dessen Leben und dessen Karriere nicht von seinen Äusserungen und Taten abhing.
Sie bezahlten in der Figur des Hofnarren eine Institution, die dem Zeitgeist und dessen Interessen diametral entgegen stand. Oft bezahlten sie eine Institution, die sogar ihren eigenen Interessen diametral entgegen lief.
Der Hofnarr stellte jede Entscheidung des Herrschers grundsätzlich in Frage. Wie der Herrscher sich dann entschied, war dem Hofnarren gleich-gültig. Das Entscheidende war, die fundamentalen Fragezeichen überhaupt einmal kundgetan zu haben.

In der Figur des Hofnarren steckt eine grosse Weisheit: Oft findet sich die Lösung einer schwierigen und vertrackten Situation über ein grosses Gelächter. Zudem kann eine scheinbar auswegslose Situation oft nur durch Komik oder Informationen <vom andern Ende der Fahnenstange> aufgebrochen werden.
Das gilt besonders für unsere heutige Situation, werden doch Informationen, die nicht in den Mainstream passen, völlig tabuisiert. Lichtblicke, quasi Hofnarren von heute, sind Figuren wie Volker Pispers, Georg Schramm, Urban Priol, Hagen Rether, Max Uthoff, Christoph Sieber oder finden sich in der Sendung <die Anstalt>.